Gespräch mit Philippe Blanchart, Tierschutzbeauftragter in Thuin, Heimatstadt des
Hauptsitzes der FCI und Welthauptstadt der Hunde!
Philippe Blanchart
Herr Blanchart, das Generalsekretariat der FCI hat die ausgezeichnete Nachricht
mit großer Freude aufgenommen: in der Gemeinde von Thuin gibt es einen Beauftragten
für das Wohlergehen der Tiere!
Am 14. August 2013 hat das Gemeindekollegium beschlossen, mir, zusätzlich zu meinem
Amt als Präsident des ÖSHZ und Seniorenbeauftragter, die Aufgabe für das Wohlergehen
der Tiere zu übertragen. Es ist mir eine Ehre, dass diese Zuständigkeit erneut in
meinen Aufgabenbereich als Schöffe fällt, um so die seit einigen Jahren begonnene
Arbeit fortzuführen.
Seit wann gibt es dieses Amt in der Stadt Thuin? Oder sind Sie der erste Amtsinhaber?
Wenn ja, was verbinden Sie damit?
Das Amt besteht seit 2006 und ich war der erste Amtsinhaber. Frau Dutrieux, die
Generaldirektorin der Gemeindeverwaltung, hatte mich seinerzeit für die Schaffung
dieses Postens sensibilisiert und ich habe sofort zugestimmt.
Tiere nehmen einen immer wichtigeren Platz in der Gesellschaft ein. Sie sind nicht
mehr nur der beste Freund des Menschen. Ich bin daher der Ansicht, dass auf globaler
und spezifischer Ebene in der Gesellschaft etwas in Bezug auf Haustiere und ihre
Rolle in der Gesellschaft getan werden muss (Hundekot, gefährliche Tiere, betreuter
Taubenschlag, …), aber auch in puncto respektvoller Umgang mit Tieren allgemein,
einschließlich der wildlebenden Tiere und der Hilfe, die man verletzten Tieren leisten
kann.
Welches sind die Prioritäten Ihrer neuen Aufgabe?
Im Jahr 2011 habe ich als Tierschutzbeauftragter das Anlegen von Bienenweiden gefördert,
um die Bienen zu schützen. Das geschah besonders durch die Umsetzung des „Maya-Plans“,
aber auch durch Verhandlungen über das Anpflanzen von Baumarten, die zu den Bienentrachtpflanzen
gehören, bei der Niederlassung von Unternehmen in der Region. Heute bin ich stolz,
zu sehen, dass der „Maya-Plan“ immer noch Gegenstand einer Dynamik und Gesamtüberlegung
in den Gemeindestellen ist.
Im Rahmen meines Amtes als Mitglied der Abgeordnetenkammer passiert es auch, dass
ich mich zu einigen Tierschutzthemen äußere.
Die Regierungserklärung unseres Landes bezüglich des Tierschutzes folgt dem Beispiel
anderer europäischer Länder, in denen es bereits gute Regelungen auf diesem Gebiet
gibt. Zum Beispiel: obligatorische Kennzeichnung und Registrierung von Hunden, Haltungsverbot
von Füchsen zur Gewinnung von Pelz, Stopfverbot und Verbot einiger schmerzhafter
Eingriffe an Tieren wie das Kupieren der Schweifrübe bei Zugpferden und das der
Ohren und der Rute bei Hunden…
Unser Land wird auch dank folgender Gesetze als Beispiel angeführt: Gesetz über
das Wohlergehen der Zootiere, über die Kennzeichnung und Registrierung von Hunden,
über das Verbot der Haltung bestimmter Säugetiere (Positivliste), Erlass zu Eingriffen
und zum Werbeverbot für den Verkauf von Hunden und Katzen,…
Darüber hinaus wurden im Bereich des Labortierschutzes strengere Maßnahmen ergriffen,
besonders in Bezug auf die Schulung des Personals, die Labortiere verwenden und
es wurde ein Verbot von Tierversuchen zur Produktion monoklonaler Antikörper eingeführt.
Welche Initiativen betreffen speziell die Hunde?
Als ich stellvertretender Bürgermeister war, haben wir aus Thuin in Zusammenarbeit
mit der FCI die Welthauptstadt der Hunde gemacht!
Nennenswert ist auch die Aufnahme einiger Artikel in die Gemeindeordnung zum Verkehren
von Tieren auf öffentlichen Straßen und insbesondere ein Abschnitt zu Hunden und
ihren Haltern.
Schließlich führen wir dieses Jahr eine völlig neue Initiative im Seniorenheim in
Form von Begegnungen zwischen Besuchshunden und den Bewohnern ein.
Welche Mittel stehen Ihnen zur Verfügung und von wem werden diese bereitgestellt?
Der Großteil der Maßnahmen erfordert keine Haushaltsmittel (mit Ausnahme der Taubenschläge),
sondern den Willen, Tiere allgemein in die Stadtverwaltung zu integrieren. Dank
zahlreicher Partnerschaften und unserer Bereitschaft konnten diverse Maßnahmen durchgeführt
werden.
Am 26. April 2011, Jahr des hundertjährigen Bestehens der FCI, wurde Thuin im Anschluss
an Ihren Vorschlag im Gemeindekollegium (Sie waren damals stellvertretender Bürgermeister)
zur Welthauptstadt der Hunde ernannt. Welche Initiativen heben diesen Beschluss
hervor?
Im Juli hat das Gemeindekollegium die Schaffung einer Ausstellung von Hundeskulpturen
an einem noch festzulegenden Ort im Stadtgebiet genehmigt, welche von den Mitgliedsländern
der FCI angefertigt werden.
Wie erläutert, organisieren wir punktuelle Begegnungen zwischen den Bewohnern des
hiesigen Seniorenheims und Hundebesitzern. Das ist ein Novum bei uns, um die positive
Wirkung der Tiere auf Menschen aufzuzeigen und somit zum Wohlergehen der Bewohner
beizutragen.
Ein weiteres Projekt befindet sich gerade in der Umsetzungsphase: ein jährlicher
Spaziergang, der Hundebesitzer zusammenbringt, in Zusammenarbeit mit der Touristeninformation.
Und die Schulen der Gemeinde nehmen an einem Malwettbewerb teil im Hinblick auf
eine europäische Ausstellung im August 2016.
Wie sind Hunde in Ihr Leben gekommen und was war Ihr erster Hund?
Schon meine Großeltern hatten Hunde, an denen ich sehr hing. Es sind Tiere, mit
denen ich als Kind kommunizieren und ein Vertrauensverhältnis aufbauen konnte. Mein
erster Hund war ein Irish Setter und hieß Sky, da war ich ca. 10 Jahre alt. Heute
habe ich einen Saluki.
Welche ist Ihre Lieblingsrasse und weshalb?
Ich habe keine besondere Lieblingsrasse. Generell mag ich Jagdhunde, besonders für
ihren Blick und ihre Energie.
Was gibt Ihnen Ihr vierbeiniger Begleiter?
Zwischen uns herrscht eine Art unbeschreibliche, telepathische Verbundenheit. Das
betrifft den emotionalen Aspekt genauso wie den Austausch, besonders durch Spielen
und Spaziergänge.
Sie setzen sich nun aktiv für das Wohlergehen der Tiere ein; und wie steht es mit
dem Wohlbefinden, dass die Tiere den Menschen verschaffen?
Heutzutage spricht man immer mehr von der therapeutischen Wirkung, die ein Tier
auf einen Menschen ausüben kann, wie die Hippotherapie mit Pferden oder die Delphintherapie,
zwei Beispiele, die unterschiedliche Aspekte miteinander verbinden: physische, psychologische,
aber auch emotionale und relationale Aspekte.
Außerdem steigt die Lebenserwartung der Senioren, wenn sie einen Hund haben, denn
damit gehen bestimmte Verpflichtungen einher, zum Beispiel den Hund auszuführen.
Vielen Dank für das Gespräch Philippe. Wir wünschen den Initiativen von Thuin, der
Welthauptstadt der Hunde, viel Erfolg!
Das Gespräch führte Marie Luna Durán
FCI Marketing und Public Relations Manager