Über die Grenzen hinaus

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Rafael de Santiago
Präsident der FCI
Auf der Spur der Hundeliebhaber, Vom Mittelalter bis 1911 (Teil 6/7)

Lesen Sie den vollständigen Artikel und mehr im 100-jähriges Jubiläumsbuch der FCI www.fci.be/onlinecatalogue.aspx

Raymond TRIQUET, France
Universitätsdozent im Ruhestand der Université Lille III,
ehem. Präsident der FCI-Standardkommission
Übersetzung: F. Brune

1890

Erste holländische Ausstellung für nicht jagende Hunde in Scheveningen mit 295 Hunden.

  • 01. April: Gründung der „Niederländischen Gesellschaft der Züchter und Liebhaber der Hunderassen“ (Nederlandsche Vereeniging van Fokkers en Liefhebbers van Rashonden), die 1895 in „De koninklijke Nederlandse Kennel Club Cynophilia“ („Königlicher Niederländischer Kennel Club“) umbenannt wird. Oft nur „Club Cynophilia“ genannt. Der erste Präsident war Graf van Bylandt.
  • Eduard Karel Korthals (1851-1896), ein im deutschen Biebesheim ansässiger Holländer und Züchter der gleichnamigen Griffonrasse, trifft Baron von Gingins, der am 26. Juli 1859 im Kanton Jura geboren wurde und Präsident des deutschen „Griffon-Klubs“ ist. Zudem ist er zusammen mit Ernst von Otto der spätere Gründer des berühmten „Kartells“ im Jahr 1906. Von Otto nannte Gingins 1926 „den letzten großen Edelmann Deutschlands“ (Preugschat). Sein richtiger Name war Louis Henri Albert de Gingins et d’Eclépens.
Baron Albert de Gingins, Chasse et Pêche, 29. Jhg., Nr. 17, 21. Januar 1911, S.360

Der Standard des Griffon Korthals erscheint 1904 im Werk von van Bylandt (Rauhaariger Griffon-Vorstehhund. Griffon d’arrêt à poil dur). Zu dieser Zeit gibt es einen „Griffon Klub“ in Deutschland, dessen Präsident Baron von Gingins ist, einen Griffon-Club in Belgien, dessen Ehrenvorsitzender Baron Emmanual Coppens d’Eeckenbrugge ist und einen Griffon-Club in Frankreich, dessen Ehrenvorsitzender kein anderer als Baron von Gingins ist. Drei der fotografierten Griffons gehören Baron von Gingins und vier E. K. Korthals aus Biebesheim. Zwei der Hunde haben französische Namen: „Partout“ und „Nitouche“. Internationaler geht es nicht und das noch vor der Geburtsstunde der FCI. Für die Alteingesessenen der FCI-Generalversammlungen sei hier angemerkt, dass der 2008 verstorbene Baron Jean-Pierre Coppens d’Eeckenbrugge, Generalsekretär der Société Royale Saint-Hubert, der Urgroßcousin von Baron Emmanuel (1859-1930) war.

1891

Am 29. September wird der Club des Belgischen Schäferhundes in Belgien gegründet. Der französische Club der Belgischen Schäferhunde wird erst am 08. August 1912 gegründet.

  • Juni: 20 Hundeliebhaber, darunter Dr. Arbel, gründen den französischen Pointer Club.

1891 - 1894

Veröffentlichung von Races de chiens von A. Reul in Brüssel.

  • Cornevin, Dozent an der Veterinärschule von Lyon, unterscheidet bei den Haustieren in seiner Abhandlung Traité de zootechnie générale, die Schönheit der Anpassung (an „die Art des geforderten Dienstes“), die harmonische Schönheit als „Ergebnis eines einheitlichen Gesamtbildes“, wodurch die „lang-, kurz- und mittellinigen“ Tiere „alle auf ihre Arte schön“ sind, und die „konventionelle Schönheit, die von vergänglichen Modeerscheinungen geprägt ist“ (damit verurteilt er die Festsetzung von Modefarben und die Überbetonung der Typen).

1892

Der Club des Belgischen Schäferhundes erstellt den ersten Standard der Rasse, der am 24. April in Chasse et Pêche, acclimatation, élevage, ein Organ der Société Saint-Hubert, veröffentlicht wird. Der Standard beschreibt drei Varietäten (langhaar, rauhaar, kurzhaar) und liefert eine „Punkteskala“. Die inhaltliche Arbeit leistete A. Reul, Dozent für Tierzucht an der Fakultät für Veterinärmedizin von Cureghem, „hygienischer Tierarzt der Hundeausstellungen der Société Royale Saint-Hubert“. Einen engagierteren erstklassigen Wissenschaftler wird man in der aufkommenden Kynologie nicht finden.

1893

In München wird der „Deutsche Pudel-Klub“ gegründet.

  • In München wird der „Neufundländer-Klub für den Kontinent“ gegründet.
  • In den Niederlanden wird der holländische Club der Deutschen Dogge gegründet. Es ist der älteste Rasseclub des Landes.

1894

Im Februar erscheint das Buch der Punkte der bekanntesten Hunderassen (Raspunten Boek van de meest bekende Honden rassen) von Graf Henri van Bylandt (1860-1943), Präsident des holländischen Kennel Clubs. In diesem wunderschönen Buch mit über 400 Illustrationen werden mehr als 100 Rassen auf 392 Seiten beschrieben. Es ist das erste kontinentale Standardbuch und es wurde auf Niederländisch verfasst, was seinen Leserkreis leider begrenzt. Die hierin veröffentlichten Standards sind die, der ursprünglichen Rasseclubs, sofern es diese gab. Die Illustrationen wurden von Künstlern aus zahlreichen Ländern geschaffen und manchmal auch von van Bylandt persönlich. Dieses Meisterwerk wurde 1897 neu aufgelegt, diesmal auf Französisch, mit dem Titel: die Hunderassen (les Races de chiens) und umfasst die Standards von mehr als 300 Rassen mit einer „Fülle von Illustrationen“. Die Zeitschrift L‘Acclimatation schreibt, es handele sich um „ein Denkmal der Geschichte des Hundes“. Die dritte Auflage aus dem Jahr 1904 ist viersprachig: Französisch, Englisch, Deutsch, Niederländisch. Die zwei Bände umfassen mehr als 2.300 Illustrationen. Die abgebildeten Hundebesitzer sind Briten, Belgier, Franzosen, Niederländer, Deutsche (wie der berühmte von Stephanitz, Präsident des Vereins für Deutsche Schäferhunde), Österreicher, Schweizer, etc. Die Anschriften der ursprünglichen Clubs sind angegeben samt Namen der Präsidenten und Sekretäre, von denen einige in die Geschichte eingegangen sind (die Namen der Verfasser der Standards leider nicht), und die Anschriften der nationalen Kennel Clubs sind ebenfalls zu finden. Aber nichts ist vollkommen und es kommt vor, dass sich die Standards derselben Rasse je nach Sprache unterscheiden. Die modernen Trends sind bereits zu erkennen, zum Beispiel die zahlreichen englischen Bulldoggen-Clubs und, in Deutschland, ein „Kontinentaler Bull-Doggen Club“ unter der Leitung von… Graf van Bylandt. Aber lassen wir uns nicht täuschen: der Club ist „kontinental“ und nicht die Bulldogge. Das Werk enthält auch Werbung von internationalen Züchtern und Händlern (die Hundekuchen von „Spratt“ zum Beispiel). Die Rasseclubs machen Reklame, wie der Club der Griffons Bruxellois unter dem Vorsitz von D. Demulder aus Brüssel. Und Hr. Charles Cruft erinnert bereits daran, dass seine Ausstellung, die jedes Jahr in der zweiten Februarwoche in London stattfindet, „die größte und beste“ ist („the largest and best show“). Zu den berühmtesten abgebildeten Besitzern gehören der König und die Königin von England Edward VII. und Alexandra, Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste sowie der Zar Nikolaus II. Es gibt viele tausende Hundefreunde in zahlreichen Ländern und von jeglichem Stand. Man kann zu Recht sagen, dass sich die FCI mit dem van Bylandt im Entstehungsprozess befindet.
Aus historischer Sicht sehr interessant, ist die Tatsache, dass die für den Deckakt vorgesehenen Zuchtrüden schon 1904 teilweise Namenszusätze führen (Präfixe oder Suffixe in Belgien), sowie einige Zwinger. Ein deutscher Boxerzwinger aus München trägt den Namen „von der Passage“, obwohl der deutsche Hundeverband noch nicht gegründet wurde. Jedoch gibt es in Deutschland bereits zahlreiche Clubs, Regional- sowie Rasseclubs. 1904 gewährt die französische Société Centrale Frau Cordier aus dem Departement Eure einen Zwingernamen: „de la Duquerie“, aber bereits am 01. Januar 1900 gibt es drei Zwingernamen in Frankreich.
Affixe, „vorangestellte (Präfix) oder nachgestellte (Suffix) Namenszusätze des Hundes“, werden in Frankreich seit 1907 geregelt. Seinerzeit gab es zwei Typen von Namenszusätzen. Das „Zuchtaffix“ wurde den Namen der Welpen nach dem Absetzen vom Züchter hinzugefügt. Zeitweilig (1911) wurde dieses auch als „Pflichtaffix“ bezeichnet, da „jede Person bei der Anmeldung des Hundes zu einer öffentlichen Veranstaltung“ einen „Zwingernamen“ wählen musste. Die Kostenfreiheit war die „unvermeidliche Folge dieser Auflage“ (Houtart). In einigen Ländern konnte der Besitzer seinem Hund, selbst wenn er woanders geboren wurde, sein persönliches Affix hinzufügen. Dieses „Besitzeraffix“ konnte nur Verwirrung stiften und wurde in einem Artikel in Chasse et pêche vom 22. Juli 1911 von Baron Albert Houtart angeprangert, der berühmte belgische Hundefreund, bis zu seiner Ernennung zum Gouverneur von Brabant 1935 Sekretär und Schatzmeister der FCI. Vincent d’Andrimont, Sekretär der FCI, wird am 02. April 1936 über ihn sagen: „er hat die FCI seit ihrer Geburtsstunde geführt (…) und ist das Symbol des gesamten Verbands“.

  • In der „Zoologischen Gesellschaft von Frankreich“ (Société Zoologique de France) erscheint das Werk eines erstklassigen Wissenschaftlers: Paul Dechambre, Schüler des brillanten Professoren Baron (1852-1908), dessen Theorien er auch darlegt. Titel des Werkes ist Races canines, classification et pointage und behandelt wird die Klassifizierung der Hunderassen nach „drei Eigenschaften“: „die Variationen in Größe, Profil und Gesamtproportionen“. Er führt auch die „Punktemethode“ aus und bringt Beispiele für eine „Punkteskala“ an. Der Autor spricht von mittellinig oder mesomorph, kurzlinig oder brachymorph und langlinig oder dolichomorph, Termini von Baron, genauso wie „Heterometrie“, „Alloidismus“ und „Anamorphose“, die sich später in einigen italienischen Standards aus der Feder von Professor Solaro (1879-1968) wiederfinden.

1895

Drei Hundefreunde führen ihre Hunde in München vor. Anschließend hieß es, sie hätten „den Boxer erfunden“ und München wurde „die Wiege der Rasse“ genannt. „Der erste Boxer-Klub wird gegründet und der erste Standard verfasst“ (Weisse).

  • Im Sommer 1895 wird zum ersten Mal in England (laut Lee) bei der Ausstellung der „Ladies‘ Kennel Association“ (Hundeverein für Frauen) der Griffon Bruxellois ausgestellt, ein „kleiner Hund für Damen“ (a small ladies‘ dog). Das berichtet das „Ladies‘ Kennel Journal“. Die Damen freuen sich, dass die Türen des Lokals geschlossen sind. Das erspart ihnen den Anblick der Herren, die zum Trinken kommen und sich manchmal auch betrinken.
  • In England findet ein Prozess wegen Grausamkeit gegenüber einem Hund statt. Der Fall betrifft einen Terrier, dem man die Ohren kupiert hat. Zwei Beschuldigte erhalten eine Haftstrafe. Der Kennel Club beschließt, dass Hunde, deren Ohren nach dem 31. März 1895 kupiert wurden, keinen Preis bei von ihm veranstalteten Ausstellungen erhalten können. Lee berichtet, dass dies bereits seit 1889 für den Irish Terrier gilt. Gegen das Kupieren der Ohren setzte sich u. a. die Ladies‘ Kennel Association ein, unterstützt durch den Prinz und die Prinzessin von Wales. Hunde mit kupierten Ohren erhielten 1898 Ausstellungsverbot (Oliver).

Hier sei hinzugefügt, dass das Kupieren der Ohren Tradition hat. Im 17. Jhd. bedauert La Fontaine die Dogge keinesfalls: „vom Ohr einen Rest, nicht ganz wie mein Handteller groß“ (Der Hund mit den gestutzten Ohren) und Fébus schreibt über den Alant gentil: er hat „gerade und spitze Ohren, so wie sie geformt wurden“.

1896

Januar: Treffen in La Villette, um eine Kommission zur Bestimmung der kennzeichnenden Merkmale der zwei Schäferhundrassen zu bilden, der langhaarige (Briard) und der kurzhaarige Schäferhund (Beauceron). Neben namhaften Züchtern sind auch erstklassige Wissenschaftler wie Paul Dechambre, Dozent an der Veterinärschule von Alfort, und Menaut, Generalinspektor des Landwirtschaftsministeriums, anwesend. Der „Club français du chien de berger“ wird gegründet und die ersten Standards werden abgefasst. Diese werden im Jahr darauf veröffentlicht.

  • Megnin veröffentlicht Le Dogue de Bordeaux mit einem ersten Entwurf für einen Standard und gründet das „Komitee der französischen Bordeauxdogge“ als Sektion des von ihm gegründeten „Komitees der Freunde der französischen Hüte- und Gebrauchshunde“.

1897

Der erste Boxer, Flocki, wird in das Stammbuch des (deutschen) Boxer-Klubs eingetragen, der sich wenig später aufspaltet.

  • Gründung des „Dogue de Bordeaux Clubs“ in England.
  • Neuauflage von Modern Dogs von Rawdon Lee (Nachweis für das große Interesse, das dem Werk seinerzeit bekundet wurde). Die Erstauflage kam 1894 heraus. Dieses prachtvolle Werk umfasst zwei Bände für die Jagdhunde, ein Band ist den Hunden für die Jagd mit Schusswaffen gewidmet, seltsamerweise finden sich hier auch der „Basset griffon“ und der Teckel. Ebenso seltsam mutet im Band über die Lauf- und Windhunde die Deutsche Dogge an, „Great Dane“ oder „German Boarhound“ genannt, also Hunde zur Wildschweinjagd, oder auch „German Mastiff“ oder „Tiger Mastiff“ (getigerte Dogge, also eigentlich „gestromt“, aber oft mit „bunt“, also Harlekin, verwechselt). Der Band über die Terrier umfasst 458 Seiten, da diese Hunde zu der Zeit sehr beliebt waren, besonders der „Bull Terrier“, wie das Exemplar, das sechzig Ratten in zwei Minuten und vierzig Sekunden getötet hatte, und der „Black and Tan Terrier“. Lee stellt 14 Hauptrassen vor… und zahlreiche andere. Er beschreibt alle Hunde ausgiebig und mit zahlreichen Anekdoten. Hier kann man lesen, dass es einen Hundehändler in Paris, in der Nähe des Triumphbogens, gab, der sich anheischig machte, mit Bassets Griffons dienen zu können vorausgesetzt, man griff tief die Tasche. Oder das der russische Zar dem Prinzen von Wales um 1865 ein Barsoipaar geschenkt hatte und der Prinzessin von Wales 1895 ein wunderschönes Exemplar von ihm erhalten hatte. Jedem Standard fügt Lee eine Punkteskala bei, gesteht jedoch offen, dass er sehr an deren Nützlichkeit zweifle. Er versichert, dass sich das Erscheinungsbild zahlreicher Rassen in den vergangenen 40 oder 50 Jahren sehr verändert hat, sicher aufgrund der atemberaubenden Entwicklung der Kynologie. Ein amüsantes Detail findet sich am Ende des Kapitels über den Bull Terrier. Lee spricht von einer „modernen Varietät“ von Hund bzw. von einem Hund zwischen „Bullmastiff und Terrier“. Gemeint ist die Bordeauxdogge, von der mehrere Exemplare bei Ausstellungen in England zwischen 1895 und 1896 ausgestellt wurden, aber „die Chancen sind gering, dass er die britischen Hundeliebhaber erobern wird“. Hier ist Lee weder ein guter Kynologe noch ein guter Prophet.

1898

Anerkennung der Französischen Bulldogge als Rasse durch die Société Centrale und erster Standard.

  • Am 12. März werden belgische Schäferhunde mit schwarzem Haarkleid ausgestellt. Der belgische Club gibt ihnen den Namen „Groenendael“, der 1909 gemeinsam mit dem Malinois offiziell bestätigt wird (Surget).
  • In den Niederlanden wird der Club der holländischen Schäferhunde (NHC) gegründet, der zweitälteste Rasseclub des Landes.

1899

Am 22. April gründet der Rittmeister Max von Stephanitz (30.12.1864-22.04.1936), gemeinsam mit 13 Gelichgesinnten, darunter sein Freund Arthur Meyer, in Karlsruhe den Verein für Deutsche Schäferhunde. Von Stephanitz ist der Präsident und Meyer der Sekretär.

Von Stephanitz hatte am 15. Januar 1898 den Rüden Hektor von Linksrhein von einem Frankfurter Züchter (Sparwasser) gekauft und dessen Namen in „Horand von Grafrath“ geändert (was beweist, dass die Namenszusätze in Deutschland bereits existierten). Er stellt ihn bei der Ausstellung in Karlsruhe am 22. April aus, Tag der Vereinsgründung. Horand ist der erste Deutsche Schäferhund, der in das 1900 erscheinende Stammbuch eingetragen wird. Er gilt als Stammvater der Rasse. Am 20. September 1899 werden bei der Ausstellung in Frankfurt am Main die Statuten bei der ersten Generalversammlung angenommen und der erste Standard wird verfasst. Er wird am 28. Juli 1901 in Heidelberg und am 17. September 1909 in Köln vervollständigt. Von Stephanitz hatte erkannt, dass der Deutsche Schäferhund nicht nur, und noch dazu immer weniger, aufgrund der immer weniger werdenden Schäfer, ein einfacher Schäferhund ist, sondern ein Gebrauchshund. Er ist der erste Präsident des Vereins und übt in dieses Amt von 1899 bis 1935 aus. Zu Recht wird er der „Vater der Rasse“ genannt. Dies verhindert jedoch nicht die Gründung weiterer Vereine in Deutschland (zwei stehen bereits 1904 im van Bylandt). 1901 wird der Vereinssitz von Stuttgart nach München verlegt. Der Verein für Deutsche Schäferhunde wird mit starker Hand geführt und er wird die Welt erobern. Von Stephanitz hat ihm sein Leben gewidmet.

  • Am 27. August wird der Dobermann-Pinscher Club Apolda von Otto Göller und einigen Züchtern und Freunden dieser schönen Rasse gegründet. Vereinssitz ist Apolda in Thüringen. Der Hund, der heute weltweit zu finden ist, wurde nach Friedrich Louis Dobermann (02.01.1834-09.06.1894) benannt, dem ersten bekannten Züchter. Ein äußerst seltener Fall in der Hundewelt: eine Rasse ist nach einem Züchter benannt, der weder Jäger, noch eine bekannte Persönlichkeit ist, deren Zuchtbemühungen über die Zeit verfolgt werden können, sondern ein unbedeutender Angestellter aus der Stadt Apolda, die für ihre Glockengießereien und Handstrickarbeit bekannt ist. Er war in gewisser Hinsicht ein „Mann für alles“, Nachtpolizist, Hundefänger, Abdecker und Gehilfe des Steuereintreibers (eine Tätigkeit, bei der er von scharfen Hunden begleitet wurde) und, so sagt man, ein trinklustiger Geselle. In Wahrheit ist jedoch nur wenig über ihn oder seine Zucht bekannt. Es war der Manufakturbesitzer Otto Göller aus Apolda, der die Rasse gekauft, gezüchtet, verkauft und bekannt gemacht hat.